Daniela Franke
Filmfotografien. Kommentiertes Bestandsverzeichnis der Filmfotografien in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung Schloss Wahn
Institution: Theaterwissenschaftliche Sammlung Schloss Wahn, Universität zu Köln – Art der Finanzierung: Gesellschaft der Freunde und Förderer der Theaterwissenschaftlichen Sammlung Schloss Wahn e.V., Filmstiftung NRW, Westdeutscher Rundfunk (WDR) – Veröffentlichungsform: Druckversion als Bestandsverzeichnis mit Abbildungen in 10 Bänden, CDRom-Version mit Abbildungen, Online-Version ohne Abbildungen unter www.schloss-wahn.de/Bestaende.htm, Theaterwissenschaftliche Sammlung Schloss Wahn, Köln 2008 – Kontakt: tws-bibliothek(at)uni-koeln.de
Erschienen in Fotogeschichte 110, 2008
Die Theaterwissenschaftliche Sammlung Wahn ist weltweit eine der größten Sammlungen von Theatralia. Sie besitzt vornehmlich Bild- und Textmaterial zum europäischen Theater vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart sowie kleinere Spezialarchive, darunter auch das Filmarchiv. Die Filmarchivalien gehören weitgehend der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an: Plakate, Zeitschriften, Zensurkarten und vor allem Film Stills. Das Filmarchiv wurde 1927 von Carl Niessen, dem Begründer der Kölner Theaterwissenschaft, gegründet. Das Interesse am Film ergab sich über die personellen Verflechtungen zwischen Theater und Film. Vor allem aber wurde zu dieser Zeit der Film immer noch als eine (stumme) Spielart des Theaters angesehen.
Der Bestand der Filmfotografien in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung umfasst den Zeitraum von 1910 bis 1997. Die meisten Objekte stammen aus der Zeit der Weimarer Republik; sie machen knapp 40 Prozent des gesamten Bestandes aus. Neben den deutschen Produktionen finden sich darunter auch zahlreiche internationale Produktionen, die im deutschen Verleih waren. Ein Viertel des Gesamtbestandes nehmen die Objekte aus der Zeit des Nationalsozialismus ein. Ein weiteres Viertel machen die Filme der unmittelbaren Nachkriegszeit und der darauf folgenden zwei Jahrzehnte aus. Die Bestände aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und nach 1980 sind eher gering.
Das Bestandsverzeichnis listet alle Filme auf, zu denen in der Sammlung Fotografien vorliegen. Es handelt sich dabei über 3.400 Filme, auf die sich knapp 25.000 Fotografien verteilen. Manchmal handelt es sich um den kompletten Fotosatz; zum Teil liegen neben den zumeist schwarzweißen Fotografien auch handkolorierte Transparente vor.
Um den einzelnen, oft mit Stempeln, Aufklebungen oder Beschriftungen versehenen Objekten gerecht zu werden wurde ein Mittelweg zwischen filmografischer Aufnahme und Beschreibung von Archivalien gewählt. Die Regeln der filmografischen Katalogisierung dienten als Ausgangspunkt und bestimmen den Aufbau der einzelnen Einträge und die Sortierung des Verzeichnisses. Das Bestandsverzeichnis listet die Filme alphabetisch nach Originaltitel auf. Fünf Register ermöglichen weitere Zugriffe: neben Originaltitel auch über Vorlagetitel, Regisseur, Fotograf und Inventarnummer. In Druck- und CD-Version sind am Ende eines jeden Eintrags ausgewählte Fotografien platziert. Mit seinen über 3.444 Einträgen umfasst die Druckversion des Bestandsverzeichnisses neun Bände plus Registerband; die digitalen Versionen des Bestandsverzeichnisses basieren auf den PDF-Dokumenten der Druckversion und sind als CD-Rom und Online-Version verfügbar.
Anlässlich der Präsentation des Bestandsverzeichnisses wurde am 9. November 2008 auch die Ausstellung "Siehe Schaukasten. Film Stills der Weimarer Republik" eröffnet, die noch bis 13. Februar 2009 in Schloss Wahn zu sehen ist. Sie stellt den am stärksten vertretenen Zeitraum des Gesamtbestandes und die Vorlageform der Objekte als Reklamematerial in den Mittelpunkt: Die Fotografien werden in Schaukästen präsentiert, zu jedem Film mehrere, anhand derer sich der Betrachter den Inhalt erschließen kann. Die einzelnen Schaukästen widmen sich populären Themen des damaligen Kinos, die zum Teil bis heute aktuell sind: Abenteuer, Verbrechen, Großstadt, Jugend, Liebe, Verführung, Expeditionen in ferne Länder. Die Ausstellung trägt damit der Struktur des filmfotografischen Gesamtbestandes Rechnung, denn gesammelt wurden im Filmarchiv der Theaterwissenschaftlichen Sammlung nicht nur die Objekte zu heutigen Klassikern, wie Metropolis oder Der blaue Engel, sondern auch zur populären Massenware; was den Bestand zu einer kulturhistorisch bedeutsamen Quelle macht, die nun mit dem Bestandsverzeichnis der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.
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