Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie

hg. von Dr. Anton Holzer

Marion Krammer, Margarethe Szeless

Okamoto`s Vienna – Austrian-American Relations in Press Photography

Forschungsprojekt, Beginn: September 2012, Finanzierung: Botstiber Foundation, Kontakt: marionkrammer(at)gmx.net  margarethe.szeless(at)univie.ac.at.

Erschienen in: Fotogeschichte 126, 2012

Im ersten Nachkriegsjahrzehnt prägte ein amerikanischer Pressefotograf eine Generation österreichischer Fotojournalisten entscheidend und nachhaltig. In seiner Funktion als Leiter des Amerikanischen Bilderdienstes der United States Information Services (USIS) bildete Yoichi R. Okamoto zwischen 1948 und 1954 rund 40 österreichische Fotografen aus und ebnete damit den Weg für den modernen Bildjournalismus in Österreich.

Okamoto, geboren 1915 in Yonkers, New York als Sohn japanischer Immigranten, kam 1944 als Kriegsberichterstatter nach Europa. Als persönlicher Fotograf von General Marc Clark, dem Kommandeur der US-Besatzungstruppen in Österreich, dokumentierte er Kriegsschäden und die ersten Wiederaufbaumaßnahmen. Später setzte er mit seinen Mitarbeitern bei der USIS, darunter die Fotografen Gottfried „Jeff“ Rainer, Ferdinand Schreiber, Will Appelt, Fred Riedman u.a. die Berichterstattung über wichtige politische und kulturelle Ereignisse im Nachkriegsösterreich fort, besondere Aufmerksamkeit wurde der Umsetzung des Marshall Plans zuteil. Darüber hinaus profilierte sich Yoichi Okamoto als Impulsgeber der heimischen Fotoszene und aktives Mitglied des Wiener Kulturlebens: regelmäßig lud er internationale Fotografen, darunter Edward Steichen, zu Workshops nach Wien ein, er hielt Vorträge über Fotografie im Wiener Kosmostheater und 1954 organisierte der Art Club eine Einzelausstellung seiner Aufnahmen in der Galerie Würthle. Als Okamoto nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten als erster „white house photographer“ unter President Lyndon B. Johnson berühmt wurde, gerieten seine Wiener Jahre zunehmend in Vergessenheit.

Das Forschungsprojekt fokussiert auf Okamotos Zeit in Österreich und seinen Einfluss auf die österreichische Pressefotografie. Wichtige Quellen für die Recherchen befinden sich in den National Archives in Washington, wo die Unterlagen der amerikanischen Militärregierung während der Besatzungszeit in Österreich archiviert werden. Ein Forschungsaufenthalt in Washington dient der Erschließung dieses Quellenmaterials, das Aufschluss über Organisationsstruktur, Funktionsweise und Mitarbeiterstab des Amerikanischen Bilderdienstes, der sog. Pictorial Section, der USIS geben soll. Mit Hilfe dieser Informationen wird die Recherche im rund 10.000 Negative umfassenden USIS Archiv fortgesetzt, das die Amerikanische Botschaft im Jahr 1977 dem Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek überließ. Es werden biografische Daten von österreichischen USIS Mitarbeitern eruiert, fotografische Karrieren nachgezeichnet, Werkzusammenhänge rekonstruiert und das Zusammenspiel mit anderen Fotoagenturen dokumentiert. Das weitere Forschungsinteresse richtet sich sodann auf die politischen und ideologischen Diskurse der unmittelbaren Nachkriegszeit. Okamoto ließ das Bildmaterial der USIS kostenlos an österreichische Medien verteilen und beeinflusste dadurch die visuelle Kultur dieser Ära maßgeblich. Eine intensive und breit angelegte Bildrecherche in österreichischen Zeitungen, besonders im Wiener Kurier, ist unerlässlich, um einen differenzierten Blick auf die amerikanische Kulturmission im Kalten Krieg zu gewinnen. Während bereits substantielle wissenschaftliche Studien zum Thema Propaganda im Nachkriegsösterreich für andere Medien wie Literatur, Radio und Film vorliegen, ist eine ideologiekritische Untersuchung der österreichischen Pressefotografie noch ausständig. Das Projekt setzt sich zum Ziel, einen fotohistorischen und kulturwissenschaftlichen Beitrag für die nur lückenhaft dokumentierte Geschichte der österreichischen Bildkultur nach 1945 zu leisten.

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