Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie

hg. von Dr. Anton Holzer

Der erste Satz ein Türöffner

Über Fotografie und Design, Paris und Amerika

Ein Gespräch mit dem Fotohistoriker, Autor und Kurator Hans-Michael Koetzle

Hans-Michael Koetzle: Reden wir über Fotografie, hg. von Andreas J. Hirsch, Heidelberg: Kehrer Verlag, 2022, 384 Seiten, 11,5 x 16,5 cm, gebunden, 28 Euro

 

Erschienen in: Fotogeschichte, Heft 167, 2023

 

Dass dieses sorgfältig gestaltete, im Format kleine, im Seitenumfang aber große Buch mit seinem eleganten grüngrauen Einband keine einzige Abbildung enthält, ist kein Zufall. Der Band des Fotohistorikers, Autors und Kurators Hans-Michael Koetzle nähert sich dem Medium Fotografie zunächst über das Medium der Schrift. Und dennoch: Wer mit der Lektüre beginnt, hat bald auch Bilder im Kopf, viele Bilder. Reden wir über Fotografie – unter diesem Titel sind zahlreiche Foto-Gespräche und eine Reihe weiterer Texte versammelt, die der Autor im Zeitraum von 40 Jahren geführt bzw. geschrieben hat. Lebendig und zugleich präzise argumentierend nimmt Hans-Michael Koetzle die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise zu großen Fotografinnen und Fotografen, zu Zeitschriften- bzw. Ausstellungsgestaltern und zu einflussreichen Art Direktoren. Das Buch bietet einen Querschnitt durch das breit gestreute publizistische Œuvre des passionierten Schreibers über die Fotografie. Und zugleich ist es ein wichtiges Dokument der fotohistorischen Oral History.

Anton Holzer: Herr Koetzle, nehmen wir den Titel Ihres jüngsten Buches wörtlich und reden wir über Fotografie. Erinnern sie sich noch, wann und worüber Sie ihren ersten Text über Fotografie geschrieben haben?

Hans-Michael Koetzle: Ich erinnere mich gut. Michael Köhler, eine wichtige Figur innerhalb der westdeutschen Fotoszene der 1970er und 80er Jahre, hatte mich eingeladen, einen Essay über Waltraud Krase zu verfassen. Eine junge, in München lebende Architekturfotografin. Noch heute sehe ich das weiße Blatt Papier. Es wollte einfach nichts entstehen. Gut, Buchkritiken für die Tagespresse hatte ich schon während des Studiums abgeliefert und literarische Texte über den Rundfunk publiziert. Aber schreibend vor ein Fachpublikum zu treten, das war schon etwas anderes. Irgendwie und nach langem Ringen kam dann doch etwas zustande. Der Text erschien in der Zeitschrift Fotoszene, die mir wenig später den Auftrag gab, mit einem in Berlin lebenden fotografierenden Polizisten ein Interview zu führen: Michael Schmidt.

Wir könnten endlos über einzelne Protagonistinnen und Protogonisten sprechen, die Sie in kürzeren oder längeren Texten, vor allem aber in Gesprächen und Interviews vorstellen. Lieber aber möchte ich mit Ihnen ein wenig die Hintergründe ausleuchten, die zu den Texten im Buch geführt haben. Mir fällt auf, dass es – neben Deutschland – vor allem zwei Länder sind, denen Ihre fotografische Liebe gilt: den USA und Frankreich, oder genauer Paris, der Stadt, deren Fotobüchern Sie ja eine große Ausstellung und einen wunderbaren Katalog gewidmet haben. Wie sind Sie, fotografisch gesprochen, nach Amerika und Frankreich gekommen?

Ich bin ja noch ein Kind der deutsch-französischen Aussöhnung, ein Kind des Austauschs. Seitdem ist Frankreich für mich sprachlich, kulturell die Referenz. Das Land liegt sozusagen in Reichweite und Paris als Epizentrum der Fotografie zu bezeichnen, ist sicher nicht verkehrt. Seit 1980 lieferte der Mois de la Photo als Biennale kondensiertes Know how. Freundschaften bahnten sich an, insbesondere mit dem in Paris lebenden René Burri, mit dem ich rund zwei Jahrzehnte zusammenarbeiten durfte – ein großes Geschenk, das in mehrere Buchpublikationen, vor allem die große Retrospektive im MEP in Paris mündete. Freie Zeit zwischen den Recherchen in Burris Studio habe ich dann genutzt, um auf Flohmärkten, in Antiquariaten Entdeckungen zu machen. Und so kam es zu der Idee, die Allianz zwischen Paris und dem Fotobuch näher zu beleuchten. Irgendwie wuchs und wächst eins aus dem anderen. Aktuell arbeite ich mit einer Gruppe von Designenthusiasten an einem französischen Band über Willy Fleckhaus. Da kommt für mich dann wieder alles zusammen: Fotografie, Design, Paris, ein Stück kultureller Austausch. Und was Amerika betrifft: Um diese Nation kommt man einfach nicht herum, wenn man sich mit Fotografie beschäftigt. Muss ich Namen nennen? Aktuell bereite ich mit der Kunstbibliothek Berlin eine Ausstellung über Rico Puhlmann vor. Der gebürtige Berliner hat ja im New York der 1970er und 80er Jahre als Fotograf nicht zuletzt das Männerbild im Modekontext neu definiert. Da wird dann ein kritischer Blick auf die amerikanische Alltagskultur, die Medienlandschaft und die Modeindustrie zum herausfordernden Gegenstand.  

Sie haben Fotografinnen und Fotografen gerne an ihren Arbeitsorten aufgesucht …

Ich weiß, Gespräche kann man auch im Café führen. Aber eigentlich geht dergleichen nur in Wien, wo das Kaffeehaus diesen Namen verdient und man nach der Bestellung eines kleinen Braunen in Ruhe gelassen wird. Hausbesuche haben den Vorteil, dass man in der Regel vom Werk eines Künstlers oder einer Künstlerin umgeben ist, Zugriff hat auf Bilder und Dokumente, vielleicht ein wenig nach der Bibliothek schielen kann, der Kunst oder Nicht-Kunst an der Wand. Vor allem, dass man gewissermaßen en passant, einiges erfährt über die aktuellen Lebensumstände des jeweiligen Gegenübers. Lebhaft erinnere ich mich an das New Yorker Studio von Saul Leiter, an Stefan Moses in seiner überbordenden Münchner Wohnung, das elegante Apartment von Alexander Liberman mit Blick auf Manhattan, die diversen Adressen von Will McBride oder das am Ende bescheidene Düsseldorfer Heim von Horst H. Baumann. Rückblickend bedaure ich, nicht vor Ort zumindest ein Porträt gemacht zu haben. Aber die ganze Energie floss konsequent in die Gespräche.

Ihr Schreiben über Fotografie ist direkt, bildhaft, mitreißend. Sie verstehen es, Bilder und Personen, aber auch Zusammenhänge und Einflüsse szenisch zu beleuchten, plastisch und anschaulich zu schildern. Für die oft verschnörkelt-verkopfte akademische Prosa haben Sie nicht viel übrig, dafür einiges für gut gebaute Spannungsbögen. Erzählen Sie uns, wie Sie schreiben! Wer waren Ihre Vorbilder, woran haben Sie sich orientiert?

Noch als Schüler und über Studenten der Ulmer Hochschule für Gestaltung wurde ich in Gestalt der legendären edition suhrkamp mit Marcuse, Horkheimer, Adorno konfrontiert. Im Windschatten der Studentenbewegung war dergleichen ja in hohem Maße „angesagt“. Dass ich von der Kritischen Theorie etwas verstanden hätte, würde ich allerdings nicht behaupten. Jahre später, an der Universität, war es dann ein Vortrag von Karl Heinz Bohrer, der mich verzweifeln ließ. Es hat gedauert, bis ich die amerikanische Literatur und Essayistik entdeckte und als vorbildhaft begriff. Den „New Journalism“ eines Tom Wolfe. Die Prosa eines Thomas Pynchon. Die Essays einer Vicky Goldberg oder die Studien zum Grafikdesign von Andy Grundberg oder Steven Heller. Susan Sontag auch, aber eigentlich mehr John Berger, der zwar Brite war, aber seinerseits das Schreiben als Einladung verstand. Das war immer mein Ziel: Schon der erste Satz ein Türöffner und dann eine gute sprachliche Führung durch mir wichtige Themen. Also seriöse Forschung mit einer flüssigen Diktion zu verbinden, „U“ und „E“ miteinander zu versöhnen, so würde ich meinen Ansatz definieren.

Möglicherweise hat Ihr Schreiben auch mit den publizistischen Plattformen zu tun, die Sie sich gesucht haben. Viele Ihrer Texte sind zunächst in Zeitschriften erschienen, die sich an ein breites fotointeressiertes Publikum richten …

Tatsächlich haben mir ab den 1980er Jahren Zeitschriften wie Zoom, European Photography oder die in der Schweiz erscheinende Photographie regelmäßig und über viele Jahre eine schöne Plattform geboten. Das war sicherlich ein gutes Training und natürlich ein zügiges Eintauchen in die unterschiedlichsten Aspekte der Fotografie. Dazu gesellte sich dann zunehmend die Mitarbeit an Katalogen. Rundfunksendungen kamen hinzu. Monografien etwa über F.C. Gundlach, René Groebli, Bruce Gilden, Ulrich Mack, die wiederum ein eigenes sprachliches Timbre verlangten. Oder Aufsätze nach dem „Reinheitsgebot der deutschen Wissenschaft“, um es mit Florian Illies zu sagen. Also eine breite Palette an Formaten, die ich mir als freier Publizist durchgängig gestattet habe.

Schon früh, und noch bevor es in der internationalen Fotoszene Mode wurde, haben Sie sich dafür interessiert, wie und in welchen Medien Fotografien in die Öffentlichkeit kommen. Sie haben nicht nur Fotografinnen und Fotografen zum Gespräch gebeten, sondern auch Art Direktoren, Leute, die Bilder in Geschichten verpackten, die die Entwicklung von Grafik und Layout vorangetrieben haben. Was hat Ihnen selbst rückblickend die Augen fürs Layout, das Papier, die Gestaltung, die Welt der Fotobücher geöffnet?

Es gibt ja diese große europäische Tradition des gedruckten Bildes, der Allianz von Typo und Foto, des gestaltenden Umgangs mit Fotografie. Nur fällt das irgendwie zwischen die Zuständigkeitsbereiche der Fotohistoriker einerseits und der Designtheoretiker und Typografen andererseits. Mir hat eine Soiree bei den Rencontres d’Arles 1982 buchstäblich die Augen geöffnet und mich für das Thema sensibilisiert. Von Alexey Brodovitch hatte ich bis dato noch nie etwas gehört. Und plötzlich kam da einer, wie aus dem Nichts, und zeigte, wie man Fotografie auf einer Doppelseite inszenieren, choreografieren, in ihrer Wirkung steigern kann. Die Idee zur Ausstellung twen – Revision einer Legende war dann sicher ein später Reflex auf diese prägende Erfahrung. Und als ich ab 1996 mit Leica World selbst eine Zeitschrift inhaltlich gestalten durfte, war klar: Das Thema Art Direction, Grafikdesign, Magazingestaltung wird seinen Platz im Heft finden. Wir haben dann lange Gespräche etwa mit Alexander Liberman und Henry Wolf in New York, mit Peter Knapp in Paris oder Rolf Gillhausen in Hamburg geführt. Man stelle sich vor: Gillhausen, den über Jahrzehnte mächtigen Macher des Stern,hatte bis dato noch niemand besucht und zu seiner Arbeit befragt.

Fotografie ist, so wie Sie sie sehen, nicht die Arbeit einsamer Genies, nicht nur das Machen von Bildern, sondern auch das Zeigen, das Veröffentlichen. Sie sprechen immer wieder von den „Regisseuren“, die Bilder für das Publikum auslegen, arrangieren, mit Texten und anderen Bildern koppeln. Ihr Begriff der Fotografie hat viel mit dem Papier, dem Druck, mit Gestaltung, Grafik, Auflagen, aber auch mit Haptik und Begreifen zu tun.

Fotografie kann beides sein: Das Objekt in seinen Abmessungen, mit seiner Oberfläche, Grammatur, den Spuren der Geschichte. Also Vintage. Und dann das Bild als Information, als gedruckte Botschaft, als Signifikat, um einen Begriff aus der Semiotik zu gebrauchen. Ich hatte immer beides im Auge und habe stets beides gesammelt, Abzüge und Druckbelege. Um das Studienmaterial greifbar zu haben. Und mir Objekte für eine Ausstellung zu sichern. Bei twen beispielsweise gab es nichts, keinen Bestand, auf den man hätte zurückgreifen können. Und auch bei der Beschäftigung mit Paris im Fotobuch wurde schnell klar: Von Bibliotheken werde ich die raren Titel nicht mal leihweise bekommen. Also musste ich selbst die Bücher suchen, finden, kaufen. Grundsätzlich ist es ja nicht von Nachteil, wenn man die fraglichen Objekte in Reichweite hat, in ihnen blättern, sie immer wieder neu erleben und konsultieren kann.

Ein spannendes Thema, das Sie ansprechen und das in der Fotoszene selten ausführlich thematisiert wird ist das Gestalten von Fotoausstellungen. Auch das ist eine Art von Regieführen im Raum des Museums, der Galerie, oder?

Wenn Sie Ausstellungsrezensionen lesen, dann wird da regelmäßig der Lebenslauf der Künstlerin oder des Künstlers referiert, man beschreibt einzelne Motive, sucht vielleicht noch eine Einordnung innerhalb der Kunstgeschichte. Die Ausstellung selbst, die Choreografie, die Art der Hängung, die Rahmen, die Typografie, die Lesbarkeit der Texte sind kein Thema. Dabei ist eine Ausstellung, und da verrate ich kein Geheimnis, ein Medium für sich. Man zeigt Originale, entwickelt entlang der Bilder eine Erzählung, man setzt Schwerpunkte, arbeitet mit dem Raum, dem Licht, baut eine Promenade. Da zählt jedes Detail, auch wenn es vom Publikum nicht unbedingt bemerkt wird. Schon zehn Zentimeter Abstand mehr können einem Bild eine neue Bedeutung geben. Aber das alles ist kein Thema. Vergleichen Sie das mal mit dem Niveau der Opern- oder Konzertkritik in unseren Feuilletons. Es fehlt, mit Blick auf die Fotografie, einfach an Expertise. Daher war mir das Gespräch mit Klaus-Jürgen Sembach wichtig. Mit ihm als Ausstellungsarchitekt durfte ich mehrmals zusammenarbeiten. Für mich war das prägend.

Ihre Gespräche über Fotografie sind wahre Fundgruben der Oral History. Es ist gewiss kein Zufall, dass Sie weit mehr alte Fotografinnen und Fotografen getroffen haben als junge, oder? Wollten Sie in Ihren Gesprächen etwas herüberretten, bevor es endgültig verloren geht?

Das war bestimmt ein Movens, wenngleich ich mich mit der Idee des Gesprächs ziemlich alleine fühle. Es ist ja kein Zufall, dass auch Sie den Begriff „Oral History“ benutzen. Dergleichen hat bei uns keine Tradition. Schlimmer noch, der Zeitzeuge sei der größte Feind des Historikers, heißt es in der Fachwelt. Natürlich trügt die Erinnerung, und das Beschönigen, Dramatisieren, Camouflieren gehört zum Inventar der Rede. Eine grundsätzlich skeptische, kritische Haltung ist folglich angebracht. Gleichzeitig haben mir die vielen Gesprächeregelmäßig überraschende, ungeahnte Räume eröffnet, Einsichten vermittelt, wichtige Informationen beschert. Es gibt einfach Phänomene, die jenseits der Bilderwelt und der gedruckten Quellen Fotogeschichte konstituieren. Und davon etwas zu sichern, war mir ohne Zweifel wichtig. Rückblickend sehe ich mich als Teil einer, nennen wir sie Brückengeneration. Also als Teil einer Generation, die noch die Chance hatte, Menschen zu treffen mit einer „analogen“ Biografie. Und mit einer Lebensgeschichte, die zugleich ein Stück Zeitgeschichte, finstere Zeitgeschichte spiegelt. Ich denke an meine Begegnungen mit Ellen Auerbach oder Lisl Steiner, an meine zahlreichen Besuche bei Stefan Moses. Meine, ja, Freundschaft mit Louis Stettner. Und dann die mit René Burri, er etwas jünger, aber auch sein Leben und Denken geprägt von Krieg und Angst – und am Ende Zuversicht. Nicht jedes Gespräch ist gedruckt erschienen, nicht von jeder Begegnung habe ich schreibend etwas preisgegeben. Aber in der Summe und in meinem Kopf formen die vielen Treffen so etwas wie ein großes Raunen. Ein Raunen rund um die Geschichte unseres Mediums. Was schließlich die jüngeren Künstler und Künstlerinnen betrifft: Die fanden und finden durchaus mein Interesse. Aber meine Essays etwa über Antje Hanebeck, Steffen Diemer oder Andréas Lang – das hätte den Rahmen des Buches gesprengt.

Die Liste Ihrer Gesprächspartner ist überwiegend männlich, mit wichtigen Ausnahmen: Aenne Biermann, Ellen Auerbach, Lillian Bassman, Lisl Steiner …

So etwas wie Quote hatten mein Herausgeber, Andreas Hirsch, und ich durchaus im Sinn. Aber meine Einlassungen etwa zu Ruth Bernhard, Barbara Klemm oder Herlinde Koelbl waren dann doch zu umfangreich und sind im Übrigen weiterhin gut greifbar. Letztlich ging es uns darum, verstreute, nicht in deutscher Sprache erschienene oder aus unterschiedlichen Gründen unveröffentlichte Texte zugänglich zu machen. 

Wenn man Ihre Gespräche liest, scheint die große Zeit der innovativen Fotopublizistik vorbei zu sein. Die Auflagen der Fotobücher sinken, die großen Fotomagazine gibt es nicht mehr. Geht die Zeit der Fotografie auf Papier ihrem Ende zu?

Einerseits ja. Sinkende Auflagen und eine beklagenswerte Fotopresse sind eine nicht zu leugnende Tatsache. Andererseits gab oder gibt es, wohlgemerkt international, großartige Zeitschriften. Denken Sie an Matador, an OjodePez aus Spanien, an L’Insensé oder The Shelf aus Frankreich. Viele gewiss subventioniert. Aber man fragt sich schon, warum sich im deutschsprachigen Raum niemand findet, der oder die ein Periodikum finanziert, das in Optik und Gehalt an die große Zeit einer gedruckten Avantgarde anknüpft. „Print is not dead“, aber mittelfristig überleben wird das gedruckte Bild nur, wenn es eine sinnliche Alternative darstellt zu den digitalen, den flüchtigen, den körperlosen Medien. Das heißt, Zeitschriften oder Bücher müssen konkurrenzlos schön, gut gemacht, ideenreich gestaltet sein, sie müssen riechen und natürlich eine wirkliche Botschaft transportieren. Wer im vergangenen Herbst in Paris die alternative Messe Polycopies besucht hat, wird bestätigen: Da gibt es eine wunderbare internationale junge Szene, die das Medium Buch neu und mutig denkt und damit in die Zukunft weist. Übrigens herrschte in dem Gedränge auf dem Seineboot und im benachbarten Zelt eine unglaublich gute Stimmung. Da wurde lebhaft diskutiert. Und wohl auch gut verkauft.

Und zu guter Letzt noch eine Frage zur Zukunft: Was raten Sie jungen Menschen, die sich mit Fotografie beschäftigen? Wo können, wo sollen sie beginnen? Ich nehme an, dass Sie sie nicht sofort ins Internet schicken würden, oder?

Das Internet ist unausweichlich. Ein inzwischen unverzichtbares Medium der Kommunikation. Aber vor das Kommunizieren von Bildern hat der Herrgott das Fotografieren gestellt. Und Themen gibt es weiterhin genug. Themen, die es aus einer persönlichen Sicht engagiert aufzugreifen gilt. Gerade in Paris konnte ich eine ganze Reihe von Büchern entdecken, die das uns alle bewegende Thema Ukraine auf ganz ungewöhnliche Weise aufgegriffen und visualisiert haben. Vielleicht ist Fotografie nicht mehr die große Goldgrube. Aber ein Medium persönlichen, künstlerischen Ausdrucks bleibt sie allemal.

Vielen Dank für das Gespräch!

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