
40 Jahre FOTOGESCHICHTE: Stimmen zum Jubiläum
Katharina Sykora
Vexierspiele
Die Fotogeschichte kommt in ihre ‚besten Jahre‘. Im eleganten grauen Anzug ist sie auf die Bühne der Zeitschriftenlandschaft getreten. Hat sie sich zu Anfang in die Schale der Gediegenheit geworfen, um dort ‚ernsthaft‘ mitzuspielen trotz ihres ‚obskuren Objekts des Wissens‘? Eine Geste der Assimilation war es vielleicht. Gedient hat sie ihr in jedem Fall als Camouflage für brisante Inhalte. Wie einige japanische Kimonos, unter deren dezenten Stoffen sich oftmals ein Futter mit grellbunten Mustern und eindeutigen politischen Emblemen verbirgt, versteht sich die Fotogeschichte auf das Spiel des verdeckten Entdeckens. Diese Kunst der Überraschung weckt Neugier, die beim Aufschlagen jeden neuen Hefts entsteht. Wenn die graue Eminenz zu ihrem 40. nun übermütig wird und ihr buntes Innerstes nach außen kehrt, geschieht das in einer paradoxen Wendung: Aus dem Kern analytischer Reflexion entspringt dann ein Fest fürs Auge, das viel Verstand voraussetzt.
Erschienen in: Fotogeschichte, Heft 157, 2020
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