
Milena Greif
Tini Rupprecht. Porträtmalerei nach Fotografien Ende des 19. Jahrhunderts in München
Veröffentlichungsform: Dissertation " Ludwig-Maximilians-Universität München 2003 – Kontakt: milenagreif(at)web.de
Der große Bestand an eigenhändigen Porträtfotografien der Münchner Malerin Tini Rupprecht (1867-1956), der in einem Münchner Archiv liegt und bis dato weder bearbeitet noch publiziert war, gab den Ausschlag für die vorliegende Auseinandersetzung. Im Zentrum des Interesses standen die rund 1000 Aufnahmen, die als Basis großformatiger Pastellbildnisse gedient hatten. Anhand dieses Konvoluts ließ sich die künstlerische Arbeit mit Vorlagefotografien bis ins Detail verfolgen und durch Vergleichsbeispiele einordnen. Obwohl Tini Rupprecht die fotografische Vorgehensweise des Münchner Porträtmalers Franz von Lenbach (1836-1904) aus eigener Anschauung kannte, entwickelte sie aufgrund einer anderen bildnerischen Intention eine eigene Handhabung der Kamera. Dabei beschleunigte oder erleichterte die Fotografie ihre Praxis nicht, sondern sorgte für zusätzlich zu bewältigende Probleme. Dies, obwohl die Malerin sehr selbstständig und souverän mit dem Medium umging und für Porträts ihrer eigenen Person sogar bevorzugte.
Die stilistische Einordnung von Tini Rupprechts historistischer Porträtauffassung führte nicht von der Fotografie fort. Bei der Orientierung der Malerin an künstlerischen Vorbildern hatte die leichte Verfügbarkeit fotografischer Gemäldereporuktionen großen Anteil. Kunstverlage reihten dann Tini Rupprechts Bilder per Repruktion in den Kanon offiziell anerkannter Gemälde ein.
Schließlich wird dargestellt, wie die Maximen der Porträtmalerei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhhunderts im Verhältnis zur Fotografie umformuliert wurden – als Reaktion auf oder gegen die Fotografie. Die bisherige kunsthistorische Aufarbeitung des Themenkomplexes Malerei/Fotografie wird zudem aufgezeigt. Schon Ende des 19. Jahrhunderts tendierten Ästhetiker dazu, eine gelungene Fotografie einem zu konventionell geratenen Gemälde vorzuziehen; bestimmte Eigenschaften der Fotografie und besondere Qualitäten der Malerei führten aber dazu, dass letztere Geltung behielt.
Literatur
Vorliegende Dissertation wurde 2004 als pdf auf dem Server der Münchner Unibibliothek veröffentlicht ist daher in vollem Umfang inklusive des umfangreichen Bestandkataloges online verfügbar: http://edoc.ub.uni-muenchen.de/1629/
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