
Herman Cosmin
Die Welt des Lajos Andor
Forschungsprojekt zur Konservierung und Erforschung des Glasplattennachlasses von Lajos Andor (1879-1951) aus den Jahren (ca. 1895-1940), Ortschaft Taut, Bezirk Arad, Rumänien – Veröffentlichungsform: Bild-Text-Band, DVD, Internet – Institution/Kooperation: Museum Arad, Institut für Geschichte "Nicola Iorga", Rumänische Akademie, weitere Kooperationspartner im deutschsprachigen Raum werden gesucht – Beginn: 2007 – Kontaktadresse: Herman Cosmin: cosmin(at)uvvg.ro; Internet: www.digitservices.ro/taut/
Erschienen in: Fotogeschichte 108, 2008
Als Lajos Andor (1879-1951) im Jahr 1951 starb, hinterließ er einen Nachlass von über 600 Glasplatten. Seine Lebensgeschichte ist einigermaßen untypisch für einen Mann, der aus einfachen bäuerlichen Verhältnissen kam und im ländlichen Ungarn (Siebenbürgen, heute Rumänien) aufwuchs. Sein Vater arbeitete als Pferdeknecht auf dem Gut des Grafen Franz Konigseg in der Ortschaft Sebis. Andor zog als junger Mann nach Paris, besuchte dort eine technische Schule und kehrte nach drei Jahren zurück in seine Heimat zurück. Im Jahr 1900 ließ er sich im Dorf Taut nieder, ein Jahr später heiratete er und arbeitete, wie sein Vater, für die Grafschaft. Er war für die technische Wartung der landwirtschaftlichen Maschinen des Grafen zuständig, im Sommer war er bei der Getreideernte behilflich und bediente auch die großen Mähdrescher, die inzwischen in Siebenbürgen Einzug gehalten hatten. Später, als der Graf seine Besitzungen in Taut verkaufte, machte sich Andor selbständig. Er begann schon früh zu fotografieren und dokumentierte das Dorfleben, machte im Auftrag der einheimischen Bevölkerung Porträts, hielt Dorffeiern und -Feste, Taufen, Hochzeiten, Begräbnisse und Schulereignisse fest und trug so im Laufe seines Lebens eine beachtliche Fotosammlung zusammen. Die Bilder sind keine idealisierenden Schnappschüsse, wie sie zur selben Zeit von Ethnofotografen und bürgerlichen Sommerfrischlern am Land aufgenommen wurden. Andor fotografiert nicht im Atelier, sondern praktisch immer im Freien. Ein halbe Jahrhundert lang fotografiert er, was ihm in seinem Dorf interessant und wichtig erschien. Auf diese Weise zeichnete er ein sehr differenziertes und faszinierendes Porträt einer Ortschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert.
Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, die Glasplattensammlung, die praktisch vollständig erhalten ist, professionell zu konservieren und zu digitalisieren. Weiters sollen die Entstehungsbedingungen und der geschichtliche Kontext dieser Fotosammlung genauer untersucht werden. Herman Cosmin, der heutige Besitzer und Bearbeiter des Bestandes, sucht für das Projekt Kooperationspartner aus dem deutschsprachigen Raum.
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