Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie

hg. von Dr. Anton Holzer

Bücher, kurz vorgestellt

Erschienen in: Fotogeschichte 114, 2009

 

  • Peter Geimer: Theorien der Fotografie zur Einführung, Hamburg: Junius Verlag, 2009, 17 x 12 cm, 229 S, mit Abb. in S/W, kartoniert, 14,90 Euro

Das vorliegende Büchlein ist keine Einführung in die Geschichte de Fotografie, sondern in die Theorien, die die Geschichte der Fotografie begleitet haben. Anhand von theoretischen Themenkomplexen (Fotografie als Spur und Index, als Botschaft und Konstrukt, Fotografie als Phänomen der Zeit, Serialität, Reproduktion und Fotografie im Kunstdiskurs etc.) stellt Geimer die wichtigsten Fototheorien vor. Gut und zuverlässig geschrieben, gehört in jede fotohistorische Bibliothek.

  • Jens Jäger: Fotografie und Geschichte, Frankfurt, New York: Campus Verlag, 2009, 20,5 x 13,3 cm, 230 S., 15 Abb. in S/W, kartoniert, 16,90 Euro

Jens Jäger gibt in seinem Buch einen knappen Überblick über die Geschichte der Fotografie und führt anhand zahlreicher Beispiele vor, wie diese Quellen historisch analysiert werden können. Er bezieht sich dabei auf Fotografien von Arbeit und Industrie, auf Propaganda- und Kriegsbilder sowie auf die Fotografie von Körpern und die Kolonial- und Reisefotografie. Der Band wendet sich als Einführung in die Fotografiegeschichte bewusst an Studierende.

  • Timm Starl: Bildbestimmung. Identifizierung und Datierung von Fotografien 1839 bis 1945, Marburg: Jonas Verlag, 2009, 24 x 17 cm, 192 S., 300 teils farbige Abb., gebunden, 30 Euro.

Der Autor zeigt Möglichkeiten auf, anhand des Aussehens und der Beschaffenheit des Bildträgers, der Ausstattung des Abzuges und der Form der Präsentation Datierungen sowie weitere Bestimmungen von historischen Fotografien vorzunehmen. Die Erläuterungen Starls sind ergänzt um zahlreiche Bildbeispiele und tabellarische Übersichten und enthalten vielfältige Hinweise, um historische Fotografien hinsichtlich ihrer Herkunft und zeitgenössischen Verwertung einzuordnen.

  • Annette und Rudolf Kicken (Hg.): Pictorialism. Hidden Modernism. Photography 1896 bis 1916, Berlin: Galerie Kicken, 2008, mit Beiträgen von Monika Faber, Elizabeth Pollock und Wilfried Wiegand – 31 x 24 cm, 61 S., 40 Abb. in Farbe, kartoniert, Bestellung: www.kicken-gallery.com

Der schmale Katalog ist edel aufgemacht, und teuer gedruckt – wie es sich für piktorialistische Fotografie gehört. Die Bilder: viel Kühn und Koppitz. Die kurzen Texte fassen Altbekanntes zusammen. Natürlich: Der Zweck der Publikation ist nicht Forschung, sondern Verkauf. Im Kleingedruckten heißt es: „The works are available for purchase“.

  • Petra Bopp: Fremde im Visier. Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg, Bielefeld: Kerber Verlag, 2009, 160 S., 23 x 28 cm, zahlreiche Abb. in Farbe und S/W, gebunden, 29,80 Euro

Das Buch beschäftigt sich mit den privaten Fotografien deutscher Soldaten im Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Insgesamt hat die Autorin rund 150 Konvolute (Alben, aber auch Einzelbilder)– vor allem aus Norddeutschland – untersucht. In die Ausstellung und den begleitenden Katalog gingen Leihgaben von etwa 100 Personen eine. Die Herkunft der Bilder ist genau angegeben, das Bildmaterial dem Stand der Forschung entsprechend sorgfältig beschrieben und im Druck gut wiedergegeben. Insgesamt ist die Arbeit eine spannende und gelungene Auseinandersetzung mit dem Thema Fotografie und Krieg.

  • Costanza Caraffa (Hg.): Fotografie als Instrument und Medium der Kunstgeschichte, Berlin, München: Deutscher Kunstverlag, 2009, 24x17 cm, 164 S., ca. 70 Abbildungen in S/W, Broschur – 24,90 Euro

Dieser Sammelband beschäftigt sich mit wissenschaftsgeschichtlichen Aspekten des Einsatzes von Fotografien in der Kunstgeschichte. Er geht auf eine Vortragsreihe der Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz im Jahr 2008 zurück. Teilweise sehr gute, teilweise trockene und langatmige Beiträge. Insgesamt greifen die Texte leider nur einige wenige Aspekte des Themas auf.

  • Anton Holzer: Elly Niebuhr – Fotografin aus Wien, Wien, Wien: Böhlau Verlag, 2009, 27 x 21 cm, 200 S., 120 Abb. in S/W, 28 Abb. in Farbe, Gebunden mit Schutzumschlag, 35 Euro

Ihre ersten Sozialreportagen machte Elly Niebuhr als 23-Jährige in Wien – am Vorabend des nationalsozialistischen Anschlusses. 1939 floh die Jüdin nach New York, wo sie als Porträtfotografin tätig war. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte sie nach Wien zurück und setzte – zunächst noch als überzeugte Linke – ihre Wiener Stadt- und Sozialreportagen fort. Bald aber wurde sie zur bekannten Modefotografin.

  • Corey Keller (Hg.): Fotografie und das Unsichtbare 1840–1900. Wien: Christian Brandstätter Verlag, 2009, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Wiener Albertina. Mit Beiträgen von Maren Gröning, Tom Gunning und Jennifer Tucker, 29,5 x 24 cm, 240 S., zahlreiche Abbildungen in Farbe und S/W, gebunden mit Schutzumschlag, 49,90 Euro

Die Wissenschaftsgläubigkeit des 19. Jahrhunderts kannte keine Grenzen. Kein Medium erschien für dieses Projekt des Beobachtens und Festhaltens geeigneter als die Fotografie. Der Band gibt umfassend Einblick in die Werkstätten der modernen Wissenschaft. Sie zeigt Bildbeispiele quer durch die  wissenschaftliche Fotografie des 19. Jahrhunderts: von frühen Mikroskopaufnahmen bis zu Mondansichten durchs Fernrohr, von Momentfotografien, die Geschosskugeln im Fluge zeigen bis hin zu Röntgenbildern.

  • Manuel Bauer: Flucht aus Tibet, Zürich: Limmat Verlag, 2009, 21,5 x 31 cm, 208 S., zahlreiche Abbildungen in S/W, gebunden, 39,50 Euro

Zehntausende Tibeter und Tibeterinnen sind seit dem Volksaufstand gegen die chinesische Besatzungsmacht 1959 aus ihrer Heimat geflüchtet. Sie haben die Gefahren der Himalaya-Überquerung auf sich genommen, um in Indien und anderen Ländern Zuflucht zu finden. Der Fotograf Manuel Bauer hat diese lebensgefährliche Reise in die Freiheit mitgemacht und dokumentiert. Die Bilder erzählen vom dramatischen Weg des Vaters und seiner kleinen Tochter und werden zur Metapher des Weges eines ganzen Volkes, das seit fünfzig Jahren unterwegs ist.

  • Gerhard Paul (Hg.): Das Jahrhundert der Bilder. 1900 bis 1949, Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht, 2009 – 25,8 x 19,2 cm, 822 S., ca. 500 Abbildungen in Farbe und S/W, gebunden mit Sschutzumschlag, 39,90 Euro

Das Buch eröffnet in knapp 100 Einzelbeiträgen ein faszinierendes Bildpanorama der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es erscheint als zweiter Teil der vielgelobten Kulturgeschichte in Bildern, die der Herausgeber Gerhard Paul 2008 (1949 bis heute) vorgelegt hatte. Auch wenn die Qualität der Texte unterschiedlich ist (viele ausgezeichnet, einige durchschnittlich), bietet das Buch einen sehr guten bildgeschichtlichen Einstieg in v.a. bundesdeutsche Kultur- und Zeitgeschichte. Allein schon wegen der breit angelegten Bildersammlung, der guten Quellen- und Literaturverzeichnisse und dem brauchbaren Register empfehlenswert

  • Berthold Ecker, Johannes Karel, Timm Starl (Hg.): stark bewölkt. flüchtige Erscheinungen des Himmels, Wien, New York: Springer Verlag, 2009, 25 x 23 cm, 224 S., Deutsch/Englisch, zahlreiche Abbildungen in Farbe, gebunden, 24,95 Euro

Wolken als Motiv und Metapher in Kunst und Fotografie: Das Buch ist der Katalog einer gleichnamigen Ausstellung im Wiener MUSA – Museum auf Abruf. Es präsentiert zahlreiche Werke österreichischer Künstler und Künstlerinnen. Die Kompositionen – von abstrakten bis real anmutenden Gebilden – verweisen auf Natur, Himmel, Landschaft, aber auch auf das Unbestimmte, das Vergängliche und das Phantastische.

  • Hermann Nöring, Thomas F. Schneider, Rolf Spilker (Hg.): Bilderschlachten. 2000 Jahre Nachrichten aus dem Krieg. Technik – Medien – Kunst; Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht, 2009, 26 x 19,5 cm, 440 S., zahlreiche Abbildungen in Farbe und S/W, Paperback, 29,90

Der Band zeigt, wie technologische Entwicklungen die Bilder vom Krieg und die Strukturen und Inhalte der Kriegsberichterstattung verändert haben. Neben historischen Themen behandelt er auch die aktuelle politische Bedeutung medialer Kommunikation. Die Publikation ist zugleich Begleitband der gleichnamigen Ausstellung, die vom Erich Maria Remarque-Friedenszentrum, dem European Media Art Festival, dem Museum Industriekultur sowie der Kunsthalle Dominikanerkirche in Osnabrück veranstaltet wurde (22. April bis 4. Oktober 2009).

  • Ahoi Herbert! Bayer und die Moderne, hg. von Elisbeth Nowak-Thaller und Bernhard Widder, Lentos Kunstmuseum Linz, Weitra: Bibliothek der Provinz, 2009, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung (8. Mai bis 2. August 2009), 34 x 24 cm, 518 S., zahlreich Abb. in S/W und Farbe, gebunden mit Schutzumschlag, 48 Euro

Ein großer, ausgezeichnet gemachter Band zu Leben und Werk von Herbert Bayer. Ausführlich werden seine frühen Jahre in Linz (1912-1920) behandelt. Der Katalog geht vielen biografischen Querbeziehungen nach, thematisiert etwa seinen Einfluss auf die marokkanische Moderne, die Arbeiten in New York, Kalifornien, Paris und Mexiko sowie seine Zusammenarbeit mit  Künstlern wie Moholy-Nagy, Marcel Breuer oder Walter Gropius. Auch seine Verwicklungen in den Nationalsozialismus werden hier nicht ausgespart (Beitrag von Alexander Schug).

  • Brigitte Lardinois (Hg.): Eve Arnold. Porträts und Fotoreportagen, München: Rolf Heyne Verlag, 2009 – 28 x 23 cm, 176 S., Vorwort von Anjelica Huston, Einführung von Isabella Rossellini. Textbeiträge von Elliott Erwitt, Beeban Kidron, Mary McCartney, Sheena McDonald, David Puttnam, Michael Rand, Jon Snow und John Tusa, 27,5 x 23,5 cm, 176 S., zahlreiche Abbildungen in Farbe und S/W, gebunden mit SU – 29,90 Euro

In den 1940er Jahren war Eve Arnold eine Pionierin des Fotojournalismus – als Frau in einem von Männern dominierten Beruf ebenso wie als Fotografin. Der Bildband gibt einen Überblick über ihr erstaunlich vielfältiges Werk. Bekannt wurde sie mit ihren Porträts von Marlene Dietrich, Marilyn Monroe, Paul Newman, Clark Gable, Philip Roth, Arthur Miller und Liz Taylor. Ein schönes Buch mit einem Makel: Leider sind die Texte mehr als dürftig geraten.

  • Michael Stöneberg, Arthur Köster. Architekturfotografie 1926–1933. Das Bild vom „Neuen Bauen“, Berlin: Gebr. Mann Verlag, 2009 – 26 x 21 cm, 414 S., 33 Abbildungen, 20 Diagramme, und 330 Tafeln mit 390 Abb. in S/W, gebunden – 118 Euro

Der Band stellte den deutschen Architekturfotografen Arthur Köster (1890–1965) vor und bietet – entlang seiner Biografie und seines Werkes – eine gute Einführung in einige Themen der Architekturfotografie in der Weimarer Republik. Die Arbeit, die aus einer kunsthistorischen Dissertation an der Universität Göttingen hervorging, ist sehr sorgfältig recherchiert, wenn auch oft etwas ausufernd und wissenschaftlich trocken formuliert. Aber als Referenzwerk zur Architekturfotografie der Zwischenkriegszeit unverzichtbar.

  • Andrea Holzherr, Isabel Siben (Hg.): George Rodger. Unterwegs 1940–1949. Tagebuchaufzeichnungen eines Fotografen und Abenteurers, Ostfildern: Hatje Cantz, 2009, Texte von George Rodger, Katalog zur Ausstellung „George Rodger. Abenteurer und Fotograf“ (3. Juni – 13. September 2009, Kunstkammer der Versicherungskammer, München) –24 x 16,1 cm, 160 S., 62 Abb. in S/W, gebunden,  24,80 Euro

Ein merkwürdiges Buch: Es stellt den großen Pressefotografen George Rodger mit einer schönen Bildauswahl aus den frühen Jahren vor. Soweit so gut. Aber die Texte! Eine zweiseitige, wenig informative Einleitung der Herausgeberinnen. Dann folgen wild zusammengewürfelte Textauszüge aus Tagebüchern und Erinnerungen Rodgers, ohne Hinweise auf Herkunft, Datierung, Quellenangaben etc. Zum Glück gibt es weit bessere Überblickswerke zu Rodger, leider aber nicht auf Deutsch.

 

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