Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie

hg. von Dr. Anton Holzer

Wolfgang Hesse, Andreas Krase

Editorial, Heft 102, 2006: Nachbilder. Fotografie in der DDR

Erschienen in: Fotogeschichte Heft 102, 2006

"Sieht man in ein helles Licht und schließt dann die Augen, so empfindet man noch einige Zeit, um so länger, je stärker das Licht war, dasselbe Bild in abklingender Stärke. Die Erscheinung wird das  positive Nachbild genannt. Richtet man das so vorbehandelte Auge auf einen hellen Grund, so sieht man das­selbe Bild mit umgekehrten Lichtverhältnissen wie ein photographisches Negativ. Dies ist das  negative Nachbild. Stets ist das positive Nachbild früher da und verschwindet früher. Ist der erzeugende Lichteindruck nicht stark gewesen, so kann das positive Nachbild so schnell verschwinden, daß man es gar nicht gewahr wird, während das negative deutlich erlebt wird."

(Wilhelm Ostwald: Farbkunde, Leipzig 1923)

 

Das vorliegende Themenheft veröffentlicht sechs von zwölf Beiträgen des Symposiums "Nachbilder. Fotografie in der DDR", das am 23. und 24. Juni 2006 in den Räumen der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden stattfanden (ein weiterer Vortrag erscheint in der Zeitschrift "Rundbrief Fotografie"). Die Veranstaltung war parallel zur Ausstellung "Mensch! Photographien aus Dresdner Sammlungen" ausgerichtet worden, die das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden vom 17. Juni bis zum 18. September 2006 zeigte und die als einen ihrer Schwerpunkte wichtige Arbeiten ostdeutscher Fotografinnen und Fotografen präsentiert hatte – insbesondere aus den Anfangs- und den Endjahren der Deutschen Demokratischen Republik.

Auf Verlusterfahrungen und symbolische, auch kritische Rekonstruktion spielt denn auch der der Wahrnehmungsphysiologie entlehnte Titel an, ist doch fünfzehn Jahre nach dem Ende der DDR das Erbe dieser Gesellschaft nach wie vor gegenwärtig: in den Aufgaben des "Aufbaus Ost", in den sozialen Verwerfungen, in den Erinnerungen und den Polemiken, den privaten wie den öffentlichen Sammlungen. Innere und äußere Bilder begleiten und formen diese kulturelle Lage. Der gesellschaftliche Diskurs und die wissenschaftliche Auseinandersetzung hat auch auf dem Sektor Fotografie, als einem der zentralen Medien für die Ausprägung von öffentlichen und privaten Leitbildern, unmittelbar nach 1989 begonnen. Etliche der v.a. monografischen Untersuchungen aufgreifend – und nicht zuletzt bei der Erfurter Tagung "DDR im Bild" von 2003 ansetzend ", sollte von unterschiedlichen Wissenschaftstraditionen her die fotografische Praxis in der DDR untersucht und Strategien heutigen produktiven Umgangs mit diesem Erbe diskutiert werden. Dass diese Publikation vorgelegt werden kann, unterstützt diese Absicht der Veranstalter – Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Sektion Geschichte und Archive der Deutschen Gesellschaft für Photographie e.V., Neue Photographische Gesellschaft in Sachsen e.V. und Technische Sammlungen der Museen der Stadt Dresden.

In diesem Editorial ist außer der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds für ihre Beiträge zur Finanzierung insbesondere der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen zu danken. Sie hat die redaktionelle Betreuung und eine kostenlose Fortdruckauflage für alle Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie eine Reihe sächsischer Archive und Museen, schließlich die Bereitstellung von Freiexemplaren für den Schriftentausch ermöglicht. So will das Heft in breiterer Streuung nicht zuletzt auch dazu beitragen, die zahlreichen jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung zur Bearbeitung des Themenfeldes zu ermuntern und den sammelnden und bewahrenden Institutionen eine intensivierte Auseinandersetzung jenseits rein dokumentarischen Gebrauchs der von ihnen betreuten fotografischen Sammlungen nahe zu legen.

 

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